德語小說閱讀:坎特維爾的幽靈(6)
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Als Virginia nicht zum Tee erschien, machte Mrs. Otis sich noch keine Gedanken. Virginia ging oft um diese Zeit in den Garten, um Blumen zu pflücken. Aber als es sechs Uhr schlug und Virginia immer noch nicht wieder da war, wurde sie doch unruhig und schickte die Zwillinge aus, nach ihr zu sehen. Diese kamen unverrichteter Dinge wieder zurück und hatten keine Spur von ihr entdecken k nnen. Nun waren alle auf das u erste beunruhigt und Mr. Otis erinnerte sich pl tzlich, dass er vor wenigen Tagen Fahrendes Volk im Park hatte übernachten lassen. Sofort machten er und Washington sich auf den Weg, diese Menschen zu finden und nach Virginia zu fragen.
Der junge Lord Cheshire war au er sich vor Sorge und begleitet Mr. Otis und Washington auf der Suche. Sie konnten das Fahrende Volk nicht finden und so ritt Mr. Otis heim und schickte Depeschen an alle Polizeiposten der Grafschaft in denen er sie bat, nach einem M dchen zu forschen, das entführt worden sei. Er selbst ritt mit Washington und dem Lord Cheshire weiter nach Ascot.
Am Bahnhof erkundigte man sich nach Virginia und der Stationsvorstand telegrafierte auf der Strecke hinauf und hinunter. Er versicherte Mr. Otis, dass man gewissenhaft recherchieren würde. Mr. Otis ritt mit Washington und dem jungen Herzog nach Bexley. Dieses Dorf lag ungef hr vier Meilen entfernt und hatte eine gro e Wiese, auf der Fahrendes Volk gern lagerte. Sie weckten die Gendarmen, konnten aber nichts in Erfahrung bringen. Schlie lich mussten sie ohne etwas erreicht zu haben, umkehren. Todmüde und mit gebrochenen Herzen kamen sie gegen elf Uhr wieder im Schloss Canterville an. Auch im Schloss hatte man nichts Neues von Virginia geh rt. Sogar den Karpfenteich hatte man abgelassen, aber nichts entdeckt.
In der Halle standen alle Dienstboten aufgeregt beieinander und Mrs. Otis lag in der Bibliothek auf einem Sofa, au er sich vor Angst um Virginia. Die alte Haush lterin wusch ihr die Stirn mit Eau de Cologne und war genauso verzweifelt wie alle anderen. Mr. Otis bestellte schlie lich das Dinner für die ganze Familie. Es war eine trübselige Mahlzeit. Kaum einer sprach ein Wort, sogar die Zwillinge waren vor Schreck stumm. Als alle gegessen hatten, schickte Mr. Otis alle zu Bett, obwohl der junge Herzog inst ndig bat, aufbleiben zu dürfen. Am Morgen wollte man sofort Scotland Yard telegrafieren.
Es schlug Mitternacht als alle den Speisesaal verlie en und als der letzte Schlag verklungen war, h rte man pl tzlich ein furchtbares Gepolter und dann einen durchdringenden Schrei. Ein wilder Donner erschütterte das Haus, ein Strom überirdischer Musik durchzog das Haus. Die Wandt felung flog mit tosendem L rm auf und dort stand, blass und wei mit einer kleinen Schatulle in Hand - Virginia.
Alle stürmten hinauf zu ihr. Mrs. Otis presste sie an sich und der junge Herzog erstickte sie fast mit seinen Küssen. Die Zwillinge aber vollführten einen wilden Indianertanz um die Gruppe herum. Dann rief Mr. Otis: "Virginia! Wo bist du gewesen? Wir sind meilenweit über Land geritten um dich zu suchen. Deine Mutter hat sich zu Tode ge ngstigt. Nie wieder sollst du so einen dummen Streich machen!" Virginia sah ihren Vater an und sagte ruhig: "Papa, ich war bei dem Gespenst. Es ist tot und du musst kommen, um es zu sehen. Es ist in seinem Leben ein schlechter Mensch gewesen. Aber nun hat es alle seine Sünden bereut und bevor es starb, gab es mir diese Schatulle mit sehr kostbaren Juwelen." Und Virginia führte ihre staunende Familie durch die ffnung in der Wandt felung in einen engen Korridor. Washington nahm ein Licht vom Tisch und folgte den anderen. Sie gelangten zu einer schweren Eichentür, die mit rostigen N geln beschlagen war. Die Tür flog auf, als Virginia sie berührte und gab den Blick in ein kleines niedriges Zimmer mit gew lbter Decke und vergittertem Fenster frei. Ein schwerer eiserner Ring war in die Wand eingelassen. Daran angekettet lag ein riesiges Skelett. Es war der L nge nach auf dem Fu boden ausgestreckt. Die langen fleischlosen Finger versuchten nach einem Teller und einem Krug zu greifen, die gerade so aufgestellt waren, dass die Hand sie nicht erreichen konnte.
Virginia kniete neben dem Skelett nieder und betet still. Die anderen betrachteten die Trag die mit Staunen bis pl tzlich einer der Zwillinge rief: "Schaut doch. Der alte verdorrte Mandelbaum blüht. Ich kann die Blüten im Mondlicht sehen." Virginia sah aus dem Fenster. "Gott hat ihm vergeben.", sagte sie und ihr Gesicht strahlte in unschuldiger Freude. "Du bist ein Engel.", rief der junge Herzog, schloss sie in seine Arme und küsste sie.
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